„Je bunter der Mix ist, umso besser ist die Stimmung an Bord!“ – shiptrips im Gespräch mit Tom Fecke auf der Celebrity Reflection

Tom Fecke © Celebrity Cruises

Tom Fecke © Celebrity Cruises

Am 9. Oktober 2012 übergab die MEYER WERFT im niederländischen Eemshaven das 126.000 BRZ große Kreuzfahrtschiff Celebrity Reflection an die amerikanische Reederei Celebrity Cruises. Einen Tag später stach die Celebrity Reflection mit rund 1.600 geladenen Gästen zu einer zweitägigen Einführungsfahrt nach Amsterdam in See. shiptrips war an Bord und sprach mit Tom Fecke, der seit dem 1. September 2008 als General Manager von RCL Cruises Ltd. für Deutschland, Österreich und die Schweiz die Marken Azamara Club Cruises, Royal Caribbean International und Celebrity Cruises vertritt.

Herr Fecke, wo ist die Celebrity Reflection in der Celebrity Flotte einzuordnen?

Die Celebrity Reflection ist das fünfte Schiff in der Solstice Klasse. Celebrity Cruises verfügt über unterschiedliche Schiffskategorien. Die kleinste, die Xpedition Klasse, ist mit einer Kapazität von rund 100 Passagieren ideal für die Fahrten zu den Galapagos-Inseln geeignet. Dann haben wir die Century Klasse mit momentan nur einem Schiff, der namensgebenden Celebrity Century – zwei andere Schiffe dieser Klasse, die Galaxy und die Mercury, sind an die TUI übergeben worden. Als nächst größere Klasse bieten wir die Millennium Klasse, deren erstes Schiff Anfang 2000 gebaut wurde. Ab 2008 wurde die Solstice Klassegebaut, die neben der namensgebenden Celebrity Solstice die Celebrity Equinox, die Celebrity Eclipse, die Celebrity Silhouette und die Celebrity Reflection umfasst, mit der wir heute unsere Premierenfahrt starten.

Ist es richtig, dass die Celebrity Reflection ein Deck mehr als ihre Schwestern hat?

Die Celebrity Reflection hat indirekt ein Deck mehr bekommen, ein Zwischendeck, indem wir die Räumlichkeiten etwas verändert haben. Es ist aber nicht wirklich sichtbar und es bleibt offiziell bei 16 Decks.

Wodurch zeichnet sich die Celebrity Reflection aus?

Vor allem durch die einzigartige Umsetzung unseres Konzeptes „Modern Luxury“ – da geht es nicht nur um die Frage „Wie wohne ich?“, sondern ganz entscheidend auch um Themen wie „Beauty“ oder „Wellness“, weshalb die Celebrity Reflection einen deutlich vergrößerten Spa-Bereich hat. Auch Sport und Spaß kommen nicht zu kurz: Sie können beispielsweise im mehr als 2.000 Quadratmeter großen Lawn Club mit Rasenfläche auf Deck eine Partie Boule spielen.

Was genau heißt „Modern Luxury“?

„Modern Luxury“ bedeutet, dass wir versuchen, Lifestyle-Trends, die es an Land gibt, auf das Schiff zu bringen. Wir kooperieren deshalb auch mit Apple – auf Deck 6 der Celebrity Reflection finden die Gäste eine iLounge mit 26 MacBooks. Es ist der erste offizielle Händler von Apple-Produkten auf hoher See. Sie können also an Bord das neuste iPad kaufen. Wenn Sie eine der Suiten gebucht haben, gehört das iPad außerdem zur Ausstattung. Es steuert beispielsweise das Licht oder die verstellbaren Betten. Anderes Beispiel: Die Speisekarte im Restaurant Qsine ist ein iPad mit entsprechender App.

Womit wir beim Kulinarischen sind, was beim Thema „Modern Luxury“ sicher eine große Rolle spielt?

Eine ganz entscheidende Rolle sogar. Das Hauptrestaurant Opus und vor allem unsere Spezialitäten-Restaurants an Bord der Celebrity Reflection spiegeln perfekt wider, was wir unter „Modern Luxury“ verstehen: innovative Küche und erstklassiges Design. Ganz entscheidend ist auch die Qualität des Services. Hier an Bord der Celebrity Reflection haben wir ein Crew-Gäste-Verhältnis von 1 zu 2, was natürlich ein außergewöhnlich gutes Verhältnis ist. Vor allem angesichts der Größe dieses Schiffes, das 3030 Gäste aufnehmen kann.

Was für Unterkünfte warten auf die Passagiere der Reflection?

Wir bieten auf der Celebrity Reflection eine sehr umfangreiche Auswahl an Kabinen und Suiten. Von mindestens 17 Quadratmetern bis zu unserem Highlight, der Reflection Suite, mit 147 Quadratmetern – Platz genug für zwei Schlafzimmer und einen 17 Quadratmeter großen Balkon. Das absolute Highlight dieser Suite ist der über dem Meer schwebende Duschbereich, den es so auf keinem anderen Schiff der Welt gibt.

Können Sie bereits sagen, welche Kabinenkategorie am stärksten nachgefragt wird?

Ein Schiff wie die Celebrity Reflection füllt sich bei der Buchung immer sehr gerne von oben nach unten, das bedeutet, dass hier die Suite-Bereiche immer sehr schnell gebucht werden, dann folgen meist die Aqua Class und Concierge Class. Innenkabinen werden sie auf der Celebrity Reflection kaum finden, diese machen gerade mal noch 10 Prozent der gesamten Kapazität aus. Das Entscheidende bei der Celebrity Reflection ist ihre Größe und das Raumgefühl. Wir werden ja oft gefragt, warum wir so große Schiffe bauen – vor allem bei der Marke Royal Caribbean International – und eine der besten Antworten darauf ist, dass wir so sehr viel Platz pro Passagier bieten können. Ein besonders großzügiges Raumangebot kann man jenseits der nackten Zahlen vor allem spüren, wenn man an Bord der Celebrity Reflection ist.

Wo wird die Reflection in den kommenden Monaten fahren?

Zunächst im östlichen Mittelmeer, und dann geht es von Barcelona über den Atlantik nach Miami, was immer ein großes Highlight ist. Nicht zuletzt, weil man auf dem Atlantik die Elemente spürt – trotz modernster Technik, die so eine Überfahrt so angenehm wie möglich gestaltet. Aber der Transatlantik-Gast möchte eben auch Wind und Wetter erleben. Im Winter und Frühjahr wird dann die Celebrity Reflection in der Karibik unterwegs sein, bevor sie zurück nach Europa kommt.

Sie fassen also sowohl den US-amerikanischen Markt ins Auge als auch den europäischen – wie würden Sie den Gästemix an Bord der Reflection beschreiben?

Bei Celebrity Cruises ist ja traditionell der Anteil der Gäste aus Nordamerika sehr hoch, bis zu 80 Prozent kommen aus diesem Markt. Wenn aber die Celebrity Reflection hier in Europa unterwegs ist, kann der Anteil der Gäste aus Europa bis zu 70 Prozent betragen, darunter rund 10 Prozent Deutsche.

Wie kommen Amerikaner und Europäer – hier interessieren uns natürlich besonders unsere deutschen Landsleute – an Bord Ihrer Schiffe miteinander zurecht?

Sehr gut! Ich kann ganz generell sagen, je bunter der Mix ist, umso besser ist die Stimmung an Bord. Ungünstig wird es nur, wenn sich eine Nation unterrepräsentiert, in der Minderheit fühlt. Aber da wir auf Internationalität setzen – was sich auch in unserem gesamten Konzept zeigt – stellt sich für uns dieses Problem nicht. Und die Deutschen – denen ja gerne nachgesagt wird, dass sie Wert auf deutschsprachige Betreuung legen – erleben wir auf unseren Schiffen als sehr unkompliziert. Zudem haben wir auf jedem Schiff einen internationalen Ambassador, der auch Deutsch spricht. Aber man muss wissen: Wir sind eine internationale Marke, unsere Bordsprache ist Englisch, das muss der Gast wissen. Diese Differenzierung ist für uns wichtig, denn viele Gäste kommen gerade zu uns, weil wir international sind. Weil man bei uns neue Erfahrungen sammeln kann. Es gibt aber auf vielen Schiffen deutschsprachige Gästebetreuer.

Worin unterscheiden Sie sich noch von Ihren Wettbewerbern?

Da ist sicherlich das Design unserer Schiffe zu nennen. Ich finde, es ist ein sehr innovatives, modernes Design – nicht unbedingt so, wie man es auf einem Kreuzfahrtschiff erwarten würde. Das sehen Sie an den Farben oder beispielsweise an der Deckenhöhe, die auf der Celebrity Reflection größer ist als auf anderen Schiffen und zum guten Raumgefühl beiträgt.

© Celebrity Cruises

© Celebrity Cruises

Die Reflection gehört zu den größten Kreuzfahrtschiffen der Welt – in den vergangenen Jahren folgte ein Superlativ dem nächsten. Wie groß werden die Schiffe der kommenden Jahre?

Natürlich muss man sich fragen, welches Größenwachstum noch sinnvoll ist. Die Motivation, eine Kreuzfahrt zu machen, beruht in der Regel auf zwei Komponenten: der Faszination für das Schiff, mit dem man fährt, und das Interesse für die Destinationen, die Landgänge.

Und hier kann ein Widerspruch entstehen – Stichwort „Passenger Pollution“, womit gemeint ist, dass ein gemeinsamer Landgang mit mehr als 3000 Passagieren von kleineren Destinationen kaum zu verkraften ist?

Nehmen Sie als Beispiel die Allure of the Seas oder Oasis of the Seas: diese Schiffe unserer Marke Royal Caribbean International können natürlich nicht alle Häfen anfahren. Da braucht es eine gewisse Infrastruktur an Land. Hier braucht es auch ein gutes planerisches Zusammenspiel zwischen Reederei und Destination.

Speziell diese beiden Schiffe sind wahrscheinlich mehr als schwimmende Erlebnis-Inseln zu betrachten?

Die Menschen, die diese Schiffe buchen, sehen das so und sind damit auch zufrieden. Und wir als Anbieter von Kreuzfahrten wollen ganz bewusst mit verschiedenen Konzepten auf die unterschiedlichen Anforderungen des Marktes reagieren.

Ein gelungenes Konzept wäre sicher, die Umweltverträglichkeit der Schiffe zu steigern und beispielsweise von einem Betrieb mit Schweröl auf den im Vergleich wesentlich sauberen Betrieb mit Schiffsdiesel umzusteigen?

Das stimmt. Der Kunde interessiert sich zu Recht verstärkt für die Umweltverträglichkeit des Schiffes, mit dem er reisen will. Und wir als Anbieter von Kreuzfahrten wollen auch Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen. Das geht natürlich am besten bei Neubauten. Die Celebrity Reflection verfügt über zahlreiche Systeme zur Steigerung der Energieeffizienz, darunter eine große Photovoltaik-Anlage, ein Unterwasser-Anstrich zur Reibungsminderung oder ein energiesparendes LED-Beleuchtungssystem. Und der Antrieb erfolgt mit modernster Common-Rail Dieseltechnologie.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie sieht Ihre Traumreise aus?

Ich habe in diesem Sommer mit der Familie einen Urlaub auf der Celebrity Summit in drei miteinander verbundenen AquaClass Kabinen verbracht – und das war wunderschön. Wir fuhren von New York nach Bermuda. Gerade New York ist immer wieder ein großartiges Erlebnis – ich bekomme jedes Mal einen Kloß im Hals, wenn das Horn geblasen wird und das Schiff den Hafen verlässt.

 

Christian Richard Gülde

Magister der Philosophie, Sprachwissenschaft und Literatur. Berufserfahrung als wissenschaftlicher Autor, Redakteur und Kommunikationsberater. Erfolgreich tätig für IT- und Handels-Unternehmen, NPOs, Buchverlage, Magazine, Tageszeitungen und Online-Medien. Seit fast 20 Jahren dem Rätsel Kommunikation auf der Spur. Weitere Schwerpunkte: Maritime Wirtschaft, Health, Wirtschaft & IT.