Meer Zeit – die Uhr als bedeutendste Entwicklung der Navigation
Die Entwicklung der Präzisionsuhrmacherkunst spielte eine entscheidende Rolle bei der Eroberung der Welt, denn dank ihrer wurde es möglich, die Meere sicher zu befahren und zu neuen Ufern aufzubrechen. Auf dem Weg zur ersten – von John Harrison Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten – ganggenauen Uhr gab es viele wichtige Zwischenschritte wie Astrolabien, Jakobsstab und Sextanten oder auch die Mercatorprojektion der Erdoberfläche.
Doch erst der Tischler und Erfinder Harrison löste als autodidaktischer Uhrmacher das sogenannte Längenproblem. Denn zur exakten Bestimmung der geographischen Länge benötigt man – zumindest dann, wenn man (noch) kein GPS hat – die Zeit auf dem Schiff und zugleich als Referenz die Zeit eines Ortes mit bekannter geographischer Länge, so dass sich aus der Differenz dieser beiden Zeiten die geographische Länge errechnen lässt, auf der sich das Schiff befindet. Zwar kann diese Referenzzeit unter Umständen durch aufwendige astronomische Beobachtungen ermittelt werden, doch der wesentlich praktischere, weil stets verfügbare Weg ist das Mitführen einer Längenuhr, die während der ganzen Reise exakt die Ortszeit des Referenzortes zeigt. Doch bis Anfang des 18. Jahrhunderts konnten keine Uhren gebaut werden, die selbst auf festem Boden weniger als 1 Minute pro Tag von der exakten Zeit abwichen. Erst Harrison gelang durch den Einsatz diverser Kniffe – etwa ein spezieller Aufzugsmechanismus und eine Technik zur Kompensation von Temperaturschwankungen – eine für diesen Einsatzzweck hinreichend präzise Uhr.
Diese und viele andere Entwicklungsgeschichten erzählt mit viel Liebe zum Detail der wunderschöne Bildband Zeit & Meer: Die Geschichte der Chronometer
von Constantin Parvulesco. Es ist faszinierend zu sehen, dass die Zeit als einer unserer kostbarsten Werte nicht so schlicht zu bemessen ist, wie einem heute billige Plastikuhren glauben machen wollen. Denn es wurden zwar nicht weniger als 100.000 Chronometer produziert, doch nur knapp die Hälfte davon nach einem reproduzierbaren Modell – alle anderen sind in technischer Hinsicht Originale. Und auch heute noch werden echte Chronometer hergestellt, deren Ganggenauigkeit in Observatorien überprüft werden muss.
Nur eine Uhr, die misst, wie wertvoll die verstrichene Zeit war und wieviel wir davon verschwendeten, die gibt es – zum Glück? – noch nicht.